19 Wem gehört die Natur?

Autorin: Dagmar Röhrlich

Wem gehört die Natur?

Wenn man von Grönland und der Antarktis absieht, hat der Mensch drei Viertel der Erde für sich umgewandelt. Wirklich unberührte Orte gibt es kaum noch, nicht einmal an den Polen oder in den tiefsten Tiefen der Ozeangräben.

Der Mensch greift tief in das System Erde ein, er hat den Planeten sozusagen in Besitz genommen, ihn für immer verändert. Und schafft sich sein eigenes Erdzeitalter, das Anthropozän, die Zeit des Menschen.

Höchste Zeit, intensiver über unser Verhältnis zur Natur nachzudenken. Manche Wissenschaftler schlagen vor, die Natur als Stiftung zu betrachten. Oder als Allmende, als Allgemeingut, das wir Menschen schon um seiner selbst willen schützen und bewahren sollten. Die Sache hat aber einen Haken: für eine Allmende fühlt sich niemand  wirklich verantwortlich .

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Biologie und Ethik (19), MP3-Audioformat, 26:55 Min., 49.2 MB

Sendung in hr-iNFO: 07.04.2018, 11:30 Uhr

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Zusatzmaterial

  1. Erdzeitalter
  2. Anthropozän
  3. Anthrome (Antropogene Biome)
  4. Natur als Allmende

1. Erdzeitalter

Als Erdzeitalter bezeichnet man die Großabschnitte der Erdgeschichte. Voneinander abgegrenzt werden sie durch die Geochronologie, die geologische Altersbestimmung.

Sie erlaubt die zeitliche Einstufung von Gesteinen durch die in ihnen vorhandenen Zeitmarken aller Art (z.B. Fossilien, radioaktive Elemente), die Hinweise auf ihre Entstehungsbedingungen und -umstände, auf ihre Verbreitung und Lagebeziehungen zueinander sowie auf die sie begleitende Lebenswelt geben.

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2. Anthropozän

Der Begriff „Anthropozän“ wurde 2002 von dem Nobelpreisträger für Chemie Paul Crutzen geprägt. Der Ausdruck soll ein neues geochronologische Zeitalter benennen, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist.

  • Crutzen, P (2002). Geology of mankind. Nature 415(6867): 23. (DOI: 10.1038/415023a) (PDF)

Weiterführende Literatur

Welcome to the – weight of land mammals is now 30% humans, 67% our livestock and pets while wild animals make up just 3% imagine from brilliant

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3. Anthrome (Antropogene Biome)

Der Begriff „Anthrom“ wurde von Ellis und Ramankutty (2008) als „anthropogenes Biom“ eingeführt:

„We have portrayed the terrestrial biosphere as composed of anthropogenic biomes, which might also be termed “anthromes” or “human biomes” to distinguish them from conventional biome systems.“ (Ellis & Ramankutty 2008: 445)

Anthropogene Biome bieten nach Ellis und Ramankutty eine neue Sicht auf die terrestrische Biosphäre in ihrer heutigen, vom Menschen veränderten Form. Der größte Teil der terrestrischen Biosphäre wurde durch den Menschen und seine Landwirtschaft verändert. Dies trifft auf über drei Viertel der eisfreien Erdfläche zu.

Mehr als 80% aller Menschen leben in dicht besiedelten Städten und Dörfern. Landwirtschaftliche Dörfer sind das umfangreichste aller dicht besiedelten Biome – jeder vierte Mensch lebt in ihnen. (vgl. Ellis & Ramankutty 2008: 439)

  • Ellis, EC & Ramankutty, N (2008). Putting people in the map: anthropogenic biomes of the world. Front Ecol Environ 6(8): 439-447. (DOI: 10.1890/070062) (PDF)
  • Ellis, EC et al. (2010). Anthropogenic transformation of the biomes, 1700 to 2000. Global Ecol Biogeogr 19: 589-606. (DOI: 10.1111/j.1466-8238.2010.00540.x) (PDF)
  • Ellis, EC (2011). Anthropogenic transformation of the terrestrial biosphere. Phil Trans R Soc A 369: 1010-1035. (DOI: 10.1098/rsta.2010.0331) (PDF)
  • Blanco-Libreros, JF & Estrada-Urrea, EA (2015). Mangroves on the Edge: Anthrome-Dependent Fragmentation Influences Ecological Condition (Turbo, Colombia, Southern Caribbean). Diversity 7: 206-228. (DOI: 10.3390/d7030206) (PDF)
  • Lazarus, ED (2017). Toward a Global Classification of Coastal Anthromes. Land 6: 13 (DOI: 10.3390/land6010013) (PDF)
  • Anthropogenic biome website: http://www.ecotope.org/anthromes/

Anthrom: Almen der Alpen

Almen sind keine Naturlandschaft, sondern Grünlandflächen, die aufgrund ihrer Höhenlage und der dadurch bedingten klimatischen Verhältnisse in den Sommermonaten als Weiden genutzt werden. Sie bieten nahrhaftes Futter, welches die Weidetiere in Selbstversorgung fressen.

Viehbauern sorgen durch die Wanderung mit ihren Weidetieren gen Alm (Alpung) für den Erhalt der Wiesen und Weiden auf den Bergen. Die landwirtschaftlichen Vorteile der Almwirtschaft liegen v.a. in der Futter- und Arbeitsersparnis während der arbeitsintensiven Sommermonate. Das Gras auf der Alm muss nämlich nicht gemäht, transportiert oder gelagert werden.

Als Beweidung dienen hochgelegene Flächen, da der Ertrag derselben weit unter dem der Talwiesen liegt und eine Mahd einen hohen Arbeitseinsatz fordern würde. Bemerkenswert ist, dass ohne die Almwirtschaft große Bereiche der alpinen Flora aufgrund von Verwilderung verschwinden würden. Die Alm steht aber nicht nur für Artenvielfalt (Biodiversität), sondern wurde auch als Kultur- und Erholungslandschaft entdeckt.

https://www.youtube.com/watch?v=n553cO8bxgs

Weiterführende Literatur und Materialien

 

Anthrom: Das Wattenmeer

An der Nordseeküste der Niederlande, Deutschlands und Dänemarks liegt das größte Wattenmeer der Welt. Es besteht aus Wattflächen, Prielen und Flachwasser, Sandbänken und Dünen sowie den Salzwiesen.

Die Gezeiten bestimmen den Lebensrhythmus im Watt, der zweimal täglich während der Niedrigwasserzeit (Ebbe) trockenfällt und während der Hochwasserzeit (Flut) überflutet wird. Das Wattenmeergebiet bietet Lebensräume für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten (Biodiversität).

Im Juni 2009 wurde das Wattenmeer von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Der Lebensraum Wattenmeer ist gegenüber äußeren Einflüssen sehr empfindlich. Eindeichungen, Umweltverschmutzung, Klimawandel, Fischerei, Verkehr und Tourismusbauten bedrohen die Kulturlandschaft und die einzigartige Artenvielfalt.

https://www.youtube.com/watch?v=QfLor1a484w

Weiterführende Literatur und Materialien

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4. Natur als Allmende

Der mittelalterliche Begriff der Allmende bezeichnet einen Gemeinschafts– oder Genossenschaftsbesitz, meist bezogen auf eine Gemeinde. Der Begriff wird auch im übertragenen Sinne in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften verwendet.

Erstmals erwähnt wurden die Probleme, die sich aus der Nutzung des Allgemeinguts ergeben im Jahr 1832 von William Foster Lloyd, der auch den Begriff „The Tragedy of the Commons“ prägte.

Zur Lösung des sozialen Dilemmas der Übernutzung der Allmende werden Nutzungsregeln, Regulierungen und Verfügungsrechte vorgeschlagen. Einige rezente Beispiele für die Tragödie der Allmende (= verwendet als Synonym für die Natur) sind:

  • die Überfischung der Weltmeere
  • die Verunreinigung der Atmosphäre (z.B. CO2)
  • die Plünderung der Ressourcen Wald oder Wildtiere

Elinor Ostrom betrachtete in einem viel beachteten Buch Governing the Commons: The Evolution of Institutions for Collective Action (dt.: Die Verfassung der Allmende) die Tragik der Allmende aus politikwissenschaftlicher Sicht.

Rehling, A & Löhr, I (2014). „Governing the Commons“: Die global commons und das Erbe der Menschheit im 20. Jahrhundert, in: Jahrbuch für europäische Geschichte 15 [Global Commons im 20. Jahrhundert]: 3-32. (DOI: 10.1515/9783110278149.3) (PDF)

Wöbse, AK (2014). Globales Gemeingut und das Naturerbe der Menschheit im Völkerbund und den Vereinten Nationen, in: Jahrbuch für europäische Geschichte 15 [Global Commons im 20. Jahrhundert]: 83-108. (DOI: 10.1515/9783110278149.83) (PDF)

Die International Association for the Study of the Commons (https://www.iasc-commons.org/) hat sich folgendes zum Ziel gesetzt:

The International Association for the Study of the Commons (IASC) is devoted to bringing together multi-disciplinary researchers, practitioners and policymakers for the purpose of improving governance and management, advancing understanding, and creating sustainable solutions for commons, common-pool resources, or any other form of shared resource.

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Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen

Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 04.04.2018 erstellt von:
Volker Mosbrugger, Sybille Roller, Francesco Lupusella und Julia Krohmer.