02 Ethiken und Bioethik: welche Werte zählen?

Autorin: Ruth Fühner

Ethiken und Bioethik: welche Werte zählen?

Ob Präimplantations-Diagnostik oder therapeutisches Klonen, Human-Experimente oder Sterbehilfe – was halten wir selber für ethische angemessen, und an was sollte sich die Gesellschaft orientieren? Der rasante Fortschritt in den Biowissenschaften stellt uns vor immer neue moralische Herausforderungen.

Diskussionen um Eingriffe ins menschliche Erbgut

Heute sind es vor allem Eingriffe ins menschliche Erbgut, die gesellschaftliche Diskussionen auslösen, wo Politik und Kirchen, Juristinnen, Mediziner und Naturwissenschaftler mitreden – und, noch gar nicht so lange, die Philosophen. Bioethik im weiteren Sinn beschreibt den daraus entstandenen Betrieb.

Im engeren Sinn lässt sich die noch junge Bioethik als Teilgebiet der jahrtausendealten philosophischen Ethik verstehen. Ethik als Disziplin der Philosophie hilft dabei, die Fragen zu schärfen. Sie tut das auf der Grundlage unterschiedlicher Theorien und Methoden, die einander nicht selten diametral widersprechen – und doch ähnlich gute Gründe anführen können.

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Sendung als Podcast

Download Funkkolleg Biologie und Ethik (02), MP3-Audioformat, 26:30 Min., 48.5 MB

Sendung in hr-iNFO: 04.11.2017, 11:30 Uhr

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Literatur-Empfehlungen zur Sendung

  • Gerhard Gamm, Andreas Hetzel (Hrsg.): Ethik – wozu und wie weiter? transcript-Verlag 2015. ISBN 9783837629163. Taschenbuch, 236 Seiten, 29,99 Euro
  • Cordula Brand, Eve-Marie Engels, Arianna Ferrari, Lászlo Kovács (Hrsg.): Wie funktioniert Bioethik? Interdisziplinäre Entscheidungsfindung im Spannungsfeld von theoretischem Begründungsanspruch und praktischem Regelungsbedarf. Mentis 2008. ISBN 9783897855779. Gebundene Ausgabe, 341 Seiten, 42 Euro

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Zusatzmaterial

  1. Therapeutisches Klonen
  2. Pluralismus
  3. Das Grundgesetz und die Würde des Menschen
  4. Präimplantations-Diagnostik
  5. Pränatal-Diagnostik
  6. Leihmutterschaft
  7. Bioethik
  8. Konsequentialismus (u.a. Utilitarismus), Deontologie und Tugendethik
  9. Sterbehilfe
  10. Bioethik im internationalen Rahmen
  11. Prinzipien-Ethik
  12. Synthetische Biologie und Ethik
  13. Ethik-Kommissionen
  14. Grenzverschiebungen
  15. Unterrichtsmaterialien

1. Therapeutisches Klonen: Einführung

Im Themenbereich des Deutschen Referenzzentrums für Ethik findet man eine kurze Einführung in die Thematik des therapeutischen Klonens, bzw. Forschungsklonens, seine medizinisch-naturwissenschaftlichen Aspekte, Methoden und Ziele sowie einen kurzen Abriss der Entwicklung.

http://www.drze.de/im-blickpunkt/forschungsklonen

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2. Pluralismus: Was bedeutet Meinungsvielfalt?

Das Wort Pluralismus hat lateinische Wurzeln und bedeutet Vielfalt. Diese Vielfalt kann auf verschiedene Bereiche bezogen sein, hier interessiert in erster Linie der gesellschaftliche Pluralismus, der eine Meinungsvielfalt insbesondere auf der politischen Ebene bedeutet.

Einfach erklärt und kurz ausgeführt wird der Pluralismus mit Bezug auf das politische System auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung:

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202088/pluralismus

Vielfalt ethischer Prinzipien?

Wie die Vielfalt von Denkarten und Moralpositionen zu einer Vielfalt von ethischen Prinzipien führt und vor allem die Praktiker, die in der Ethik eigentlich eine Hilfe zur Orientierung suchen, vielleicht sogar ohne Lösung zurücklässt, beschreiben die Autoren Dübel und Quante in einem Arbeitspapier mit dem Titel „Prinzipien, Prinzipienkonflikte und moralischer Partikularismus. Über die Rolle, Reichweite und Grenzen von Prinzipien in der Ethik“ (aus dem Jahr 2016).
Ihr Papier führt den Leser durch die Vor- und Nachteile der monistischen und pluralistischen Prinzipienethik. Im Anschluss erläutern sie Möglichkeiten, wie sich gerade mit Bezug auf die Bioethik ein Balancieren der Prinzipien mit dem Ziel einer Lösungsfindung bewerkstelligen ließe. Sie enden mit dem moralischen Partikularismus, welcher feste Prinzipien als Handlungsorientierung als unpraktikabel erachtet und eine kontextsensitive Ethik für sinnvoller hält.

https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/kfg-normenbegruendung/intern/publikationen/85_d__ber.quante_-_prinzipien.pdf

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3. Das Grundgesetz und die Würde des Menschen

Aus dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23. Mai 1949:

Artikel 1

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Mit der Formulierung im Artikel 1 ist der Schutz der Menschenwürde dergestalt im Grundgesetz verankert, dass er in den Menschenrechten eine juristische Anwendung findet. Im Weiteren basieren die Grundrechte (bis Artikel 19) auf der Auslegung des Artikels 1 in verschiedenen Kontexten.

http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/recht-a-z/22561/menschenwuerde

Die drei kurzen Absätze des Artikels 1 GG haben eine Reihe von juristischen Implikationen zur Folge, wie in einer Übersicht mit Definition, Erklärung und Beispielen im Juraforum deutlich wird:

http://www.juraforum.de/lexikon/menschenwuerde

Wie ist das Grundgesetz entstanden?

Über die Entstehung des Grundgesetzes und die Arbeit des Parlamentarischen Rats im Nachkriegs-Deutschland gibt das Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung Aufschluss:

http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/grundgesetz-und-parlamentarischer-rat/

Menschenwürde – der Grund der Menschenrechte

Eine Studie des Deutschen Institutes für Menschenrechte (http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/startseite/) aus dem Jahr 2008 mit dem Titel „Menschenwürde – der Grund der Menschenrechte“ beschäftigt sich mit der Bedeutung des Begriffes der Menschenwürde und dessen Unverzichtbarkeit für das Verständnis der Menschenrechte (Kapitel 3).

Der Autor bringt die Bereiche der Moral, der Ethik und des Rechts in seinen Ausführungen in einen verständlichen gemeinsamen Kontext. Auch werden die aktuellen „Problemstellungen“ (siehe Kapitel 2.2.) erwähnt, wie sie für das Funkkolleg Biologie und Ethik relevant sind.

http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/uploads/tx_commerce/studie_menschenwuerde_2008.pdf

Funkkolleg Philosophie: Was ist Menschenwürde?

Das Thema „Menschenwürde“ wurde außerdem bereits im Funkkolleg Philosophie (2014/2015) umfassend behandelt. Weitere vertiefende Materialien dazu finden sich unter Punkt 2.3 der Zusatzmaterialien zu Folge 2:

http://funkkolleg-philosophie.de/zusatzmaterialien/zusatzmaterialien-zur-folge-02-2/

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4. Präimplantations-Diagnostik: Was regeln die Gesetze?

Einen kurzen Abriss der medizinisch-naturwissenschaftlichen Aspekte der Präimplantations-Diagnostik findet man auf den Seiten des Deutschen Referenzzentrums für Ethik in den Biowissenschaften:

http://www.drze.de/im-blickpunkt/pid

Auf den Folgeseiten werden sowohl rechtliche Regelungen zur PID in verschiedenen Ländern als auch die ethischen Problemfelder der verschiedenen Verfahren und deren Anwendung erläutert:

http://www.drze.de/im-blickpunkt/pid/rechtliche-aspekte

http://www.drze.de/im-blickpunkt/pid/ethische-aspekte

Warum wurde die Selektion von Embryos gesetzlich verboten?

Der Deutsche Ethikrat hat in seiner ausführlichen Stellungnahme aus dem Jahr 2011 die Thematik im Hinblick auf den Schutz des Embryos, auf die sozialethischen Aspekte einer möglichen (und unzulässigen) Selektion vor dem Hintergrund des verfassungsrechtlichen Rahmens erarbeitet. Die Stellungnahme enthält zuletzt auch drei z.T. ausführliche Voten: für ein gesetzliches Verbot, für eine begrenzte Zulassung der PID sowie ein Sondervotum.

http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-praeimplantationsdiagnostik.pdf

Was sieht das aktuelle Gesetz vor?

Dokumentiert sind die aktuelle Gesetzeslage und die Abstimmungsergebnisse aus dem Jahr 2011 auf den Seiten des Deutschen Bundestags:

http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/35036974_kw27_de_pid/205898

Einige Informationen auch über die Zahl der Fälle, in denen die PID bis dahin tatsächlich angewandt wurde, sind in den Parlamentsnachrichten vom Dezember 2015 zusammengestellt:

https://www.bundestag.de/presse/hib/2015-12/-/399534

Präimplantations-Diagnostik: Was spricht dafür und was dagegen?

Über das Pro und Contra der Präimplantationsdiagnostik wurde in Artikeln der Tageszeitung Die Welt und der Wochenzeitung Die Zeit diskutiert und berichtet, anlässlich der Debatte um die anstehende Verabschiedung des neuen Gesetzes:

https://www.welt.de/print/die_welt/debatte/article10584532/Brauchen-wir-Praeimplantationsdiagnostik.html

http://www.zeit.de/2011/04/PID-Gentest

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5. Pränatal-Diagnostik: Bekommen wir ein gesundes Kind?

Viele werdende Eltern stellen sich die Frage, ob ihr Kind gesund auf die Welt kommen wird. Um dies festzustellen, steht der Schwangeren eine Vielzahl nicht-invasiver (http://www.drze.de/im-blickpunkt/pid/module/nicht-invasive-methoden-der-praenataldiagnostik-pnd/) und invasiver (http://www.drze.de/im-blickpunkt/pid/module/invasive-methoden-der-pnd/) Maßnahmen der pränatalen Diagnostik zur Verfügung.

Die Bundesärztekammer hat im Deutschen Ärzteblatt Richtlinien zur pränatalen Diagnostik von Krankheiten und Krankheitsdispositionen herausgegeben, aus denen unterschiedliche Untersuchungsmethoden hervorgehen (Dt Ärztebl 1998; 95: A-3236–3242 [Heft 50], http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/PraenatalDiagnostik.pdf)

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Pränataldiagnostik finden Sie auf SPIEGEL ONLINE und ZEIT ONLINE.

http://www.spiegel.de/gesundheit/schwangerschaft/praenataldiagnostik-folgen-von-vorgeburtlichen-untersuchungen-a-1065201.html

http://www.zeit.de/2015/04/praenataldiagnostik-down-syndrom-krankenkasse/komplettansicht

Genetik: Der Traum vom perfekten Kind

Die Dokumentation „Genetik: Der Traum vom perfekten Kind“ der Sendung „SWR Odysso – Das will ich wissen!“ hat sich mit dem Thema Pränataldiagnostik beschäftigt:

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6. Leihmutterschaft: Was ist in Deutschland legal?

Kann eine Frau aus medizinischen Gründen das eigene Kind nicht austragen, hat sie in einigen Ländern die Möglichkeit, die Dienste einer Leihmutter in Anspruch zu nehmen. Einen Überblick über die unterschiedlichen Modelle einer Leihmutterschaft und die gesetzliche Lage in Deutschland gibt der folgende Artikel des WDR:

http://www.planet-wissen.de/natur/forschung/kuenstliche_befruchtung/pwieleihmuetter100.html

Verschiedene Artikel über die aktuelle Diskussion zum Thema Leihmutterschaft finden Sie auf

ZEIT ONLINE (http://www.zeit.de/suche/index?q=leihmutterschaft),

SPIEGEL ONLINE (http://www.spiegel.de/thema/leihmutterschaft),

FAZ.NET (http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/thema/leihmutterschaft) und

SZ.DE (http://www.sueddeutsche.de/thema/Leihmutter). Die Beiträge gehen auf rechtliche und ethische Aspekte ein.

Zusatzinformationen zum Thema Leihmutterschaft finden Sie hier:

https://www.uni-hildesheim.de/mom-projekt/mutterschaft-im-zeitalter-der-reproduktionsmedizin-eizellspende-embryoadoption-und-leihmutterschaft/

http://www.juwiss.de/verbot-der-leihmutterschaft-und-wer-denkt-an-die-kinder46-2017/

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7. Bioethik: Was folgt auf den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt?

Die „Bioethik“ behandelt die Bereiche der Ethik, die mit dem Leben und der Natur zu tun haben – wobei die Notwendigkeit der Beschäftigung mit dieser spezifischen Thematik aus dem aktuellen Bedarf heraus entsteht, der aus den technischen und wissenschaftlichen Fortschritten und den sich ergebenden Fragen und Problemstellungen resultiert.

Bioethik als Verantwortungsprinzip

Aus den bioethischen Diskussionen heraus wird versucht, auch zu schwierigen und kontroversen Konfliktthemen praxisorientierte Entscheidungshilfen sowie Richtlinien für den Einzelnen und die Gesellschaft zu erarbeiten.

Das Schaubild (welches auch auf den anschließend verlinkten Seiten zu finden ist), stellt eindrücklich die sich auffächernden Themenfelder dar, die von der Philosophie für den medizinischen, wissenschaftlichen und technischen Bereich behandelt werden.

Der Einführungstext des Dossiers Bioethik der Bundeszentrale für politische Bildung endet mit dem Hinweis, dass die Bioethik mit ihren Standpunkten eine Chance für den Einzelnen bietet, sich zu „erwehren“ gegen die Bestimmung von „außen“ und eine Bewusstseinsschaffung für den umstrittenen Begriff der „Würde des Menschen“.

http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/

Wem nutzen die Prinzipien der Bioethik in der Praxis?

Die Prinzipien der Bioethik gelangen in der Praxis vorrangig in den Bereichen der Medizin und in der Biotechnologie zum Einsatz – immer dort, wo sie Unterstützung bei der Reflexion zu Handlungsentscheidungen und Verantwortungsübernahme leisten kann. Anschließend wird die enge Verknüpfung und die gegenseitige Bedingung des Begriffes der Menschenwürde zwischen ethischen und rechtlichen Bereichen erläutert.

http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/33719/bioethik-als-verantwortungsprinzip

Ist die Zahl der Weltbevölkerung das größte Problem?

Wie vielschichtig der Bereich Bioethik ist und wie schwierig die Übertragung gefundener Prinzipien in rechtsverbindliche Normen sich gestaltet, ist u. a. Thema des Essays von Hans Mohr. Mit kritischen Worten erläutert er – neben den menschenbezogenen – auch die Probleme, die z.B. durch den Eingriff des Menschen in die Natur entstehen und nennt das „Kardinalproblem“ überhaupt: die Weltbevölkerungszahlen.

http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/bioethik/8607

Was besagt die Bioethik-Konvention der EU?

Wie im genannten Essay erwähnt, wurde die am 1. Dezember 1999 in Kraft getretene, vom Europarat verabschiedete sogenannte „Bioethik-Konvention“ (eigentlich korrekt: „Biomedizin-Konvention“) von vielen europäischen Mitgliedsstaaten (https://www.coe.int/de/web/conventions/full-list/-/conventions/treaty/164/signatures) unterzeichnet.

Allerdings: unter anderem aufgrund von Bedenken zu Passagen, welche die sogenannte ‚fremdnützige‘ Forschung an nichteinwilligungsfähigen Personen erlauben, wurde die Konvention nicht von allen Ländern unterzeichnet, z.B. durch die Bundesrepublik Deutschland.

Um die darin noch enthaltenen „Lücken“ (z.B. Klonen, Embryonenforschung, Gentests, Biomedizinische Forschung) zu schließen, werden vom Committee of Bioethics (CDBI https://www.coe.int/t/dg3/healthbioethic/cdbi/) ergänzende Zusatzprotokolle zu verschiedenen Themenbereichen veröffentlicht. Die aktuell vorhandenen Originaldokumente sind auf den Seiten des Europarates einsehbar:

https://www.coe.int/en/web/bioethics/oviedo-convention

Der erläuternde Bericht kann in deutscher Übersetzung eingesehen werden:

https://www.coe.int/t/dg3/healthbioethic/texts_and_documents/DIRJUR(97)5_German.pdf

Bioehtik: Was sind die klassischen Konfliktfälle?

Einen übersichtlichen Abriss des Begriffs der Menschenwürde in der Bioethik und wie die klassischen bioethischen Konfliktfälle gelagert sind, gibt ein Artikel aus dem Dossier Bioethik der Bundeszentrale für politische Bildung:

http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/33728/menschenwuerde-in-der-bioethik

Warum wird die Diskussion beim Thema Menschenwürde besonders kontrovers geführt?

Wie die „Menschenwürde“ innerhalb des Themenfeldes der „Bioethik“ in eine kontroverse Diskussion involviert ist, kann man beispielhaft für viele dieser Debatten den beiden folgenden Texten entnehmen. So heißt es zum einen:

„Lasst uns also die Konsequenzen ziehen und den Einwand der Verletzung der Menschenwürde ein für alle Mal aus der bioethischen Diskussion verbannen.“

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/ethik-debatte-die-wuerde-des-menschen-ist-antastbar-a-685376.html

und zum anderen:

„Eine Vermittlung der beiden gegensätzlichen Kernstandpunkte (i.e. deontologische vs. teleologische Moralbegründung) auf der Ebene der originären Moralbegründung scheint nicht möglich zu sein“.

http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=804&n=2&y=1&c=1

Welche Richtlinien gelten für die Forschungsprojekte in Deutschland?

Wie auf den Seiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erläutert, werden Projekte des Forschungsbereichs „Bioethik“ wegen der Ambivalenz der Möglichkeiten und Auswirkungen der sich stetig weiterentwickelnden Biotechnologien mit Fördermitteln in einer Förderlinie (ELSA) unterstützt (https://www.bmbf.de/de/bioethik-gesellschaftliche-herausforderungen-durch-die-modernen-lebenswissenschaften-137.html).

Das Deutsche Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften (DRZE http://www.drze.de/ueber-uns) nimmt hier eine wichtige Rolle ein, indem es „die normativen Grundlagen zu einer qualifizierten Meinungs- und Urteilsbildung im Bereich der Ethik in den Biowissenschaften und der Medizin erarbeitet“.

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8. Konsequentialismus (u.a. Utilitarismus), Deontologie und Tugendethik

In der normativen Ethik – also der Ethik, die sich mit der Frage beschäftigt, was als moralisch richtiges Handeln bezeichnet werden kann – unterscheidet man drei Gruppen von Theorien: einerseits die beiden handlungsbasierten Theorien: Deontologie und Konsequentialismus und andererseits die personenbasierte Theorie der Tugendethik.

Nach diesem Ordnungsprinzip werden die drei Moraltheoriegruppen aus verschiedenen Blickwinkeln erläutert:

http://www.bpb.de/gesellschaft/umwelt/bioethik/162732/argumentationslinien-der-praktischen-philosophie

http://www.pflanzen-forschung-ethik.de/ethik/1498.ethik-moraltheorien.html

Ethischer Konsequentialismus und Moralische Rechte

In ihrer Abhandlung über das Thema „Ethischer Konsequentialismus und Moralische Rechte“ ergründet Bettina Schöne-Seifert, ob der Einwand der Kritiker des Konsequentialismus: „Moralische Rechte nicht ernst zu nehmen, ja aus strukturellen Gründen nicht ernst nehmen zu können, gehört zu den Standardvorwürfen gegen Konsequentialistische Ethiken“ aufgelöst werden kann.

https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/kfg-normenbegruendung/intern/publikationen/schoene-seifert/32_sch__ne-seifert_-_ethischer_konsequentialismus_und_moralische_rechte.pdf

Auch Martin Rhonheimer stellt in seinem Diskussionspapier „Tugendethik und Handlungsfolgen. Konsequentialismus, Verantwortung und die Perspektive der Moral“ ebendieses Prinzip des Konsequentialismus infrage, das jede Handlung ausschließlich aufgrund der vorhergesehenen Konsequenzen beurteilt.

http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=6558&n=2&y=4&c=100

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9. Sterbehilfe: Ist Sterben Privatsache?

Das Thema Sterbehilfe wurde bereits vom Team des Funkkollegs Philosophie behandelt. Dort finden Sie die Sendung und Zusatzmaterialien.

http://funkkolleg-philosophie.de/themen/09-ist-sterben-privatsache/

http://funkkolleg-philosophie.de/zusatzmaterialien-zur-folge-09/

Hier finden Sie weitere interessante Materialien zum Thema Sterbehilfe:

  • Vom Sterben in Würde. Was Philosophen über den assistierten Suizid denken (Beitrag des WDR).
  • Unterschiedliche Perspektiven zu diesem schwierigen Thema werden in den folgenden beiden Essays von Norbert Hoerster und Robert Spaemann vertreten.

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10. Bioethik im internationalen Rahmen: ethische Standards

Die Weltgesundheitsorganisation WHO bearbeitet als internationale Plattform eine Vielzahl von Themen rund um die Gesundheit und Medizin. Auch sieht sie als eine ihrer Aufgaben an, im Bereich der Medizinethik übergeordnete Orientierungs- und Entscheidungshilfen zur Verfügung zu stellen.

Eine Reihe von „Guidelines“ enthalten Hinweise zu ethischen Standards und ethischem Vorgehen im praktischen sowie wissenschaftlichen Gesundheitsbereich:

http://www.who.int/ethics/topics/research/en/

Ethik in der Medizin und Gesundheitspolitik

In der Reihe der Veröffentlichungen der WHO (http://www.who.int/ethics/publications/en/) befindet sich hier auch eine weitere umfangreiche Publikation, die im Kern das Thema Ethik in der Medizin und Gesundheitspolitik enthält (http://www.who.int/ethics/publications/global-health-ethics/en/)

Auf diesen Seiten wird auch auf die von der World Medical Association (https://www.wma.net) entwickelte und verabschiedete Deklaration von Helsinki verwiesen (Declaration_Helsinki_EN, Deklaration_Helsinki_DE). Aus dem Jahr 2005 stammt das WMA World Ethics Manual für Ärzte, welches in mehreren Sprachen veröffentlicht wurde.

Die United Nations Educational Scientific and Cultural Organization (kurz: UNESCO) bringt sich sich in die internationale Debatte um die Bioethik im Sinne ihres übergeordneten Zieles ein:

„Since the 1970s, UNESCO’s involvement in the field of bioethics has reflected the international dimensions of this debate. Founded on the belief that there can be no peace without the intellectual and moral solidarity of humankind, UNESCO tries to involve all countries in this international and transcultural discussion.“

Universal Declaration on Bioethics and Human Rights

Thematisch übergeordnete Publikationen zum Thema Bioethik verdeutlichen das aktuelle Engagement der UNESCO und das Committment der UN-Mitgliedsstaaten auf diesem Gebiet.

„By enshrining bioethics in international human rights and by ensuring respect for the life of human beings, the Declaration recognizes the interrelation between ethics and human rights in the specific field of bioethics.“ heißt es zum Beispiel im Vorwort der Universal Declaration on Bioethics and Human Rights.

http://unesdoc.unesco.org/images/0014/001461/146180E.pdf

In einer Zusammenschau der Aktivitäten nationaler Bioethik-Kommittees im Bericht „National Bioethic Committees in Action“ werden die bisherigen Aktivitäten und Erfolge in den Mitgliedsstaaten berichtet.

http://unesdoc.unesco.org/images/0018/001895/189548e.pdf

Wie kann ein globaler Austausch über bioethische Standards gelingen?

Mehrere Kommittees der Vereinten Nationen arbeiten an verschiedenen Themen und dienen als Plattformen für den Austausch: Zum Beispiel das International Bioethics Committee (IBC http://www.unesco.org/new/en/social-and-human-sciences/themes/bioethics/international-bioethics-committee/), welches als einziges globales Austauschforum fungiert:

„The IBC provides the only global forum for reflection in bioethics.“

Die Europäische Kommission hat im Jahr 1991 die „European Group on Ethics in Science and New Technologies“ (EGE) gegründet, welche valide Politik-Beratung zu auftretenden ethischen, sozialen und grundrechtlichen Fragen leistet. Eine Reihe von Statements sind zu einzelnen ethischen Fragestellungen aus dem Oberthema „neue Technologien“ erschienen, darunter auch Themen der Biotechnik (z.B. Gene Editing).

http://ec.europa.eu/research/ege/index.cfm

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11. Prinzipien-Ethik: Brauchen wir neue Verhaltens-Kodexe für Ärzte?

Nach dem bereits in der Antike geltenden Eid des Hippokrates entwickelten sich bis zum heutigen Tag – situationsbedingt – verschiedene Verhaltens-Kodexe für Mediziner. Seit die modernen Biotechniken in die Medizin und die medizinische Forschung Einzug gehalten haben, sind jedoch neue Herausforderungen an verbindliche Handlungsprinzipien aufgetreten.

Nach der Deklaration von Helsinki, welche 1964 vom Weltärztebund verabschiedet wurde, ging die Entwicklung jedoch weiter. Die Prinzipienethik von Tom L. Beauchamp und James F. Childress (1979: „Principles of Biomedical Ethics“) ist auch als Medizinethik oder Medizinische Ethik bekannt. Sie begründet ihre Handlungsorientierungen in einem Modell mit vier ethisch-moralischen Prinzipien:

  • Respekt vor der Autonomie des Patienten/der Patientin
  • Nicht-Schaden
  • Fürsorge, Hilfeleistung
  • Gleichheit und Gerechtigkeit

Über die Anwendung der Prinzipienethik in der Praxis diskutiert Georg Marckmann und zieht das Fazit, dass der breite Handlungsspielraum zugleich Stärke und Schwäche des Modells darstellt.

http://www.egt.med.uni-muenchen.de/personen/leitung/marckmann/materialien/publikationen/prinzipienethik-2013.pdf

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12. Synthetische Biologie und Ethik: Welchen Nutzen hat die Gesellschaft?

Das wissenschaftliche Streben, z.B. auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie auf viele Fragen Antworten zu finden, und die Angst vor möglichen negativen Auswirkungen, die diese Erkenntnisse haben können, wenn sie „das Labor verlassen“, sind eng verknüpft.

Wie weit kann also der Nutzen dieses Wissens für die Gesellschaft (z.B. im Gesundheitsbereich) die gleichzeitig damit einhergehenden Gefahren, Ungewissheiten und ethischen Bedenken aufwiegen?

Stellungnahmen deutscher Forscher zur Synthetischen Biologie

Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ACATECH hat eine umfassende Stellungnahme zum Themenbereich der Synthetischen Biologie herausgegeben. Die Stellungnahme wurde gemeinsam mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft (http://www.dfg.de) und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (https://www.leopoldina.org/de/leopoldina-home/) im Nachgang zu einem Workshop im Jahr 2009 veröffentlicht.

Nach einer Beschreibung ausgewählter Forschungsfelder werden verschiedene Herausforderungsfelder behandelt, ab Seite 29 auch die ethischen Fragen: http://www.acatech.de/fileadmin/user_upload/Baumstruktur_nach_Website/Acatech/root/de/Aktuelles___Presse/Dossiers/SynthBio_Endfassung_Internet.pdf

Auch auf den Themenseiten „Synthetische Biologie“ der Max-Planck-Gesellschaft (https://www.synthetische-biologie.mpg.de) wird die mit der Forschung einhergehende Problematik sehr konkret benannt (https://www.synthetische-biologie.mpg.de/3066/ethik-und-recht):

„Diesen ethischen, rechtlichen und sozialen Fragen im Bereich der Synthetischen Biologie widmen Wissenschaftler heute auch deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil sie erkennen, dass die weitere Entwicklung dieser Technikwissenschaft nicht alleine an ihren wissenschaftlichen Ergebnissen gemessen wird. Vielmehr hängt sie maßgeblich davon ab, womit die Gesellschaft Synthetische Biologie in Zukunft assoziiert und wie sie dieses Forschungsgebiet einschätzt.“

Debating the Science of Perfecting Humans

Michael Sandel, Professor für Government at Harvard University, und Peter Singer, Professor für Bioethik am University Center for Human Values at Princeton University, haben die Amherst-College Kolloquiumsreihe des Semesters 2008/2009 mit einer Vorlesung eröffnet, die den Titel trug: „The Ethical Use of Biotechnology: Debating the Science of Perfecting Humans.“

https://www.youtube.com/watch?v=-BPna-fSNOE

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13. Ethik-Kommissionen: Welche unabhängigen Instanzen gibt es?

Ethik-Kommissionen werden als übergeordnete und unabhängige Instanz berufen und eingerichtet, um Beratungsleistungen in ethischer und rechtlicher Hinsicht zu erbringen. Sie wirken je nach Bedarf beaufsichtigend, kontrollierend oder genehmigend und agieren entlang der rechtlichen Grundlagen und damit verknüpfter geltender ethischer Bedingungen.

Deklaration von Helsinki

Als Beispiel liegt im medizinischen Bereich die Deklaration von Helsinki (Deklaration-von-Helsiniki_DE) als bindendes Rahmenpapier der Entscheidungsfindung zugrunde.

Deutscher Ethikrat

Hier ist der Deutsche Ethikrat (http://www.ethikrat.org) zu nennen, welcher sich, dem Ethikratgesetz (http://www.ethikrat.org/ueber-uns/ethikratgesetz) folgend, seinen Aufgaben (http://www.ethikrat.org/ueber-uns/auftrag) widmet.

Ethik-Kommissionen im europäischen und internationalen Raum

Eine Übersicht über wichtige Ethikkommissionen im europäischen und internationalen Raum steht hier zur Verfügung:

http://www.ethikrat.org/service/links-international#Internationale%20Organisationen

Dort auch aufgeführt ist die von der Europäischen Kommission eingerichtete European Group in Ethics and Science and New Technologies, welche bereits unter Punkt 10 „Bioethik im internationalen Rahmen“ genannt wurde.

Zentrale Kommission für die biologische Sicherheit

Ebenfalls genannt werden sollte hier – obwohl es sich um keine Ethikkommission handelt – die Zentrale Kommission für die biologische Sicherheit, die ihre Arbeit auf der Basis der Verordnung über die Sicherheitsstufen und Sicherheitsmaßnahmen bei gentechnischen Arbeiten in gentechnischen Anlagen (GenTSV, https://funkkolleg-biologie.de/files/2017/10/GenTSV.pdf) verrichtet.

Hier werden verschiedene Risikogruppen von Mikroorganismen und Zellkulturen definiert, welche wiederum die Sicherheitsstufe der Anlagen bedingen, in welchen diese bearbeitet werden dürfen. Sicherheitsmaßnahmen und Anweisungen für Projektleiter sowie gesetzliche Rahmenbedingungen, die für die Arbeit in gentechnischen Anlagen erfüllt sein müssen, sind enthalten.

https://www.bvl.bund.de/ZKBS/DE/02_UeberUns_Aufgaben/ueber_uns_aufgaben_node.html

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14. Grenzverschiebungen

An drei Essays werden exemplarisch die unterschiedlichen Herangehensweisen an die wesentlichen Problemstellungen der Ethikdiskussionen deutlich.

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15. Unterrichtsmaterialien: Schulprojekt Bioethik

Eine zum freien Download bereitgestellte (englischsprachige) Broschüre des Europarates mit Unterrichtsmaterialien zum Thema Bioethik ist im Jahr 2013 erschienen und vermutlich nicht nur für Lehrerinnen und Lehrer interessant:

https://edoc.coe.int/en/educational-tools/5506-bioethical-issues-educational-fact-sheets-pdf-2009-.html

Auch das Deutsche Referenzzentrum für Ethik in den Biowissenschaften bietet Unterlagen für ein „Schulprojekt Bioethik“ an:

http://www.drze.de/publikationen/schulprojekte

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Zusatzmaterialien als PDF zum Herunterladen

Die Materialien wurden zum Zugriffszeitpunkt 02.11.2017 erstellt von:
Volker Mosbrugger, Petra Gehring, Sybille Roller, Francesco Lupusella, Annette Klussmann-Kolb, Julia Krohmer.